Anno 1844 reiste Heinrich Heine von Paris nach Hamburg - damals entstand "Deutschland ein Wintermärchen". Nach einigen Gläsern Wein begegnet dem angesäuselten Dichter Hamburgs Schutzgöttin: Hammonia - sie begrüßt ihn freundlich: "Willkommen an der Elbe, Nach dreizehnjähriger Abwesenheit - Ich sehe, du bist noch derselbe!"
Ich besuche meine Heimatstadt nach zehn Jahren erstmals wieder - gefühlt eine Ewigkeit. Frage mich: bin ich noch derselbe? Erkenne ich die Stadt wieder? Finde ich was von mir? Wie wirken die Veränderungen auf mich? Ich hatte schon etwas Angst vor der Begegnung mit der Stadt und meiner eigenen Geschichte.... Da ich beileibe kein Dichter bin, kann ich hier nur in prosa meine Eindrücke schildern - und meine Gefühle.
Was macht ein Fan des FC.St Pauli, wenn er nach Hamburg kommt und nicht ins Stadion kann, da der Verein Auswärts im Pokal gegen Lübeck antritt? Er geht auf den Kiez und sucht die Fankneipe "Jolly Roger"** in der Budapester Staße - denn hier kann er in der richtigen Umgebung das Spiel auf dem Bildschirm verfolgen. Zum Kick nur soweit: Es war kein Vergnügen, wie die Kiez-Elf gerade so mit Ach und Krach im Elfmeterschießen weitergekommen ist - aber die Stimmung im Lokal war nett und ich kam ins Klönen (Plaudern) mit Fans aus Norwegen und einem netten Paar, das in der Nachbarschaft lebt. Als ich meine Geschichten aus den 80ies im alten Stadion erzählte, merkte ich an ihrer Reaktion, wie alt ich mittlerweile geworden bin.
Sie folgten sichtlich erstaunt und vergnügt meinen alten Geschichten aus den 1980ern. Da kam ich mir schon ziemlich Opa vor, dabei war es doch gefühlt nur kurze Zeit her, dass ich in der morschen Gegengerade des alten Stadions die Kicker angefeuert hatte. Na ja, ich weiß es besser, denn das neue Stadion habe ich nie von innen gesehen... as time goes by....
Vor dem Spiel ließ ich mich wie ein Pinball im Flippergerät durch die Straßen treiben, einfach dem Gefühl folgend - auf der Suche nach Bekanntem und Unbekanntem, Vertrautem und Neuem. Neben dem Stadion war wieder mal der Sommer-Dom - nein keine Kirche - sondern das Hamburger Volksfest mit Achterbahnen, Karussells samt Bratwurstduft und Musikgedröhn.
Dreiklang aus Riesenrad, Michel und Kettenkarussell |
Das Publikum und die Bewohnerstruktur hat sich verändert - viele junge Leute,
Für Unwissende: Hans Albers *** |
Ein kurzer Trip zum Millerntor-Stadion rundete vor dem Spiel meine Tour de Kiez ab, bevor ich im verqualmten Dunkel der Kneipe versank. Nach Spielende mit diversen Bierchen und Klönschnack verließ ich heiser das Lokal - so verqualmte Kneipen bin ich trockener Raucher (20 Jahre) nicht mehr gewöhnt. Aber danke an das Team des Jolly Rogers, es war nett bei Euch.
*https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburgensie
**https://de.wikipedia.org/wiki/Jolly_Roger
***https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Albers
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