Dienstag, 26. August 2014

Le Cateau 1914: Der Krieg kommt zu meiner Großmutter

Flüchtlinge Nordfrankreich 1914, Bundesarchiv, Bild 183-R05939

Wappen St.Benin
Am Morgen des 26. August 1914 erwachten auf den Hügeln westlich des nordfranzösischen Städtchens Le Cateau die Soldaten des II.Korps der britischen Expeditionsstreitmacht (BEF). Sie hatten gerade acht Tage zuvor in Boulogne französischen Boden betreten. Mit drei Infanteriendivisionen und einer Kavalleriedivision waren sie am 25. August beim belgischen Mons von den Deutschen geschlagen worden. Die Briten zogen sich südwestlich auf das 45 Kilometer entfernte Le Cateau zurück. 

 

 

Für die damals

Flore 1920er
14-Jährige Flore Fernande Gaspard, - meine spätere Großmutter - wurde dieser Mittwoch der wohl erschreckenste Tag in ihrem Leben. Geboren im Jahr 1900 in der nordfranzösischen Kleinstadt Le Cateau, war sie im Juni 1914 mit ihren Eltern und dem Bruder in das nur wenige Kilometer entfernte Dorf St. Benin gezogen. Dort hatte der Vater, der Facharbeiter Paul Gaspard, für seine Frau Marie Hanappe und die Kinder ein kleines Haus erworben. Mitte August 1914 hatten sie die langen Flüchtlingstrecks gesehen, mit denen die französische- und belgische Zivilbevölkerung versuchte, der deutschen Invasion und dem Krieg zu entkommen. Jetzt wurde Flores Dorf am Nachmitag des 26. August 1914 zum Kriegsschauplatz. Damals lebten in St.Benin etwa 770 Einwohner, während der deutschen Besetzung 1914-1918 wurden viele über die Schweiz in das nichtbesetzte Frankreich deportiert - so wollten die Besatzer 'unnütze Esser' loswerden. Darunter befand sich auch Flore......

 

 

Dorfkirche von St.Benin
Das an einem Hang, 142 Meter über dem Meeresspiegel gelegene St.Benin, wurde erstmals urkundlich im Jahr 1030 erwähnt. Benannt ist es nach dem katholischen Heiligen Beningus von Dijon, der den Märtyrertod in Burgund erlitt. Im Jahr 1914 lebten in dem Dorf rund 800 Menschen. Ein Teil von ihnen waren Bauern oder Landarbeiter. Viele verdienten ihr Geld auch in den Wassermühlen  "Chamberlin" und 'Milon-Duval', die entlang des unterhalb des Dorfes verlaufenden Flüsschens Selle lagen. Viele Dorfbewohner arbeiteten im nahe gelegenen Le Cateau, in der Keramik-Fabrik 'Felix Simon' oder der Fabrik für Badenwannen 'Dupont'. Das Zentrum des Dorfes prägen heute wie damals die kleine Volksschule und die Kirche, die im Ersten Weltkrieg allerdings schwer beschädigt worden war. 

Weitere Infos und alte Fotos unter: 

http://perdrelenord.free.fr/aufildeleau/saintbenin/



Am Morgen des 26. August 1914, einem Mittwoch, lag in den Tälern um Le Cateau noch Nebel, aber es würde wieder ein sehr heißer Tag werden. Das zur 1. Armee (General von Kluck) gehörende III.Armeekorps (General von Lochow) hatte in Nacht gegenüber den britischen Truppen Stellung bezogen - 3 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen - etwa 55 000 Mann. Der britische General Smith-Dorien, hatte seine rund 40 000 Soldaten - 3 Infanterie- und eine Kavalleriedivision entlang der alten Römerstraße, zwischen Le Cateau und dem 24 Kilometer entfernten Cambrai aufgestellt. Ziel war, die Deutschen aufzuhalten, damit sich das britische Expeditionskorps und die französischen Truppen geordnet weiter zurückziehen konnten. Le Cateau bildete dabei den Eckpfeiler des rechten britischen Flügels. Von hier aus verlief in nordwestlicher Richtung die 16 Kilometer lange Frontlinie. Kaum war die Sonne aufgegangen, begann gegen 6 Uhr das deutsche Artilleriefeuer und bald darauf griff die Infanterie an. Die britischen Geschützbatterien versuchten sie aufzuhalten, aber es gelang der deutschen 14. Infanteriebrigade Le Cateau nach erbittertem Straßenkampf zu erobern.    

Die schweren Kämpfe hielten den ganzen Tag an, am frühen Abend erreichten sie auch St.Benin. Gegen 19 Uhr begann die brandenburgische 5. Division unter General Wichura von Le Cateau aus ein Umgehungsmanöver. Dazu marschierte sie in Richtung Süden zwischen der Bahnlinie, die Brüssel mit Paris verband und dem Flüsschen Selle, um so die britische rechte Flanke
Bahnviadukt in drei Kriegen zerstört

zu umgehen. Damit geriet auch das Dorf und die verängstigten Einwohner in Gefahr. Die Dorfbewohner, unter ihnen die damals 14-Jährige Flore mit ihren Eltern, suchten Schutz in den Kellern ihrer Häuser

Während meine Großmutter uns in den 1970er Jahren ihre Erlebnisse schilderte, saßen wir in der Küche des kleinen Häuschen, in dem sie seit 1914 gewohnt hatte. Der 'Schutzkeller' war eigentlich nur eine kleine, unter dem Haus gegrabene Höhle. Auch noch 70 Jahre danach spürten wir bei Flore den großen Schrecken, dem sie

Das Tal der Selle mit Bahnviadukt 1980er Jahre
als junges Mädchen ausgesetzt war. Nach dem sich die britischen Truppen am Abend in südwestlicher Richtung zurückgezogen hatten, lagen in den Feldern die Toten und Verwundeten der Schlacht, verendetes Vieh und zerstörte Ausrüstung. Die Briten verloren bei Le Cateau 7812 Tote und Verwundete, heute geht man von etwa 3000 Toten und Verwundeten auf deutscher Seite aus . 


Danach wurde die Gegend um Le Cateau für über vier Jahre deutsche Etappe, es gab hier ein großes Lazarett. Ende Oktober 1918 kam der Krieg abermals zurück in die Region. Er brachte der französischen Zivilbevölkerung zwar das Ende des Besatzungsregimes, aber die Befreiung am 17.Oktober 1918 musste Le Cateau mit schweren Zerstörungen durch britisches und deutsches Artilleriefeuer bezahlen. 

Oft besuchten wir meine Großmutter in ihrem kleinen Haus und für meine Schwester und mich war der staubige Dachboden immer eine Fundgrube.
Das Häuschen meiner Oma heute
Einmal fanden wird dort alte Uniformknöpfe mit bayerischem Wappen - sie hatten späteren Besatzungssodaten gehört. Vom Garten des Hauses konnte man, etwa 1500 Metern Luftlinie entfernt, auf einem Höhenzug einen britischen Soldatenfriedhof erkennen. Überall in der Region um Le Cateau finden sich die, immer noch schön gepflegten Gräberfelder mit den Reihen weißer Grabsteine. 



Vor einigen Jahren verbrachten meine Freundin und ich unseren Urlaub in Irland. Dabei kamen wir auch in das zu Großbritannien gehörende nordirische Städtchen Enniskillen. Wir besuchten in der Burg das Kriegsmuseum und ich war nicht schlecht erstaunt, als ich in einer Vitrine den Namen Le Cateau las. Das 2. Bataillon der Royal Inniskilling Fusiliers hatte im August 1914 hier gekämpft. 

Lesetipp:
"The long silence", ein Buch über das Schicksal der französischen Zivilbevölkerung während der deutschen Besatzung Nordfrankreichs 1914-1918. Die Autorin Helen McPhail hat dazu Berichte von Augenzeugen ausgewertet. Bezeichnenderweise gibt es bisher keinen deutschen Verlag für das Buch. Klar wird durch die Lektüre, den deutschen Herrenmensch gab es nicht erst im Zweiten Weltkrieg, sondern Vorläufer bereits während der Besatzungszeit 1914-1918.  
Helen McPhail: The long silence, 1999, Taschenbuchausgabe 2001 Tauri-Verlag ISBN 978 1 78453 035 2 

https://medienfresser.blogspot.de/2016/08/erster-weltkrieg-leben-unter-deutscher_16.html 

Auf Youtube kann man die spannende Dokumentation von Olivier Sarrazin aus dem Jahr 2014 sehen. Hier wird auf die Besatzungseit eingegangen: "Der ferne nahe Krieg" 

https://kriegsgraeberstaetten.volksbund.de/friedhof/le-cateau

 

Mittwoch, 13. August 2014

Meine Beatlemania anno 1964


 Erster Teil: www.medienfresser.blogspot.de


Der erste Film der 'Beatles' kam 1964 in die britischen Kinos. Unsere ganze Familie sah dann die deutsche Version im Hamburger Urania-Kino in der Fehlandstraße - es schloss 1980 seine Pforten...  Meine fünf Jahre ältere Schwester war voller "Beatlemania", sie spielte den ganzen Tag lang die Singles der "Fab Four". Jede neue Scheibe wurde sofort in den batteriebetriebenen Philips-Plattenspieler geschoben und tönte dann, dauernd wiederholt, durch die Wohnung. Mit gerade einmal elf Jahren
1963 vor dem Dammtor
verstand ich mit meinem bisschen Schulenglisch die Texte natürlich nicht. Die Melodien aber 'frästen' sich damals in mein Gedächtnis. Nach ein paar Takten kann ich immer noch fast jeden Song synchron mitsingen - glücklicherweise lautlos! 


Besonders lustig sind die Szenen mit den kreischenden Teeagern im Konzertsaal. Viele sind heute betagte Seniorinnen - aber keine dürfte dieses Erlebnis vergessen haben. Der Ausnahmezustand in Hamburg kam am 26. Juni 1966: Die Beatles gaben ein Konzert. Meine sechzehnjährige Schwester hatte eine Eintrittskarte für die Ernst-Merck-Halle ergattert - Veranstalter war die Jugendzeitschrift "BRAVO". Mein Vater und ich brachten sie bis zu den weiteräumigen Absperrungen beim Dammtorbahnhof. Weiter kam man nur mit einem Ticket, überall liefen junge Leute aufgeregt herum und die Polizisten waren ziemlich hektisch. Filmaufnahmen des Auftritts zeigen die Band auf der Bühne, die Musik geht völlig im Gekreisch der Fans unter. 

Jede Urlaubsreise mit unserem VW-Käfer war damals ein Musik-Event. Im vollgepackten Kleinwagen ging es im Sommer Richtung Fehmarn oder nach Dänemark. Wir Kinder saßen hinten im Auto,
Flo und Ich - Paris 1963-65
meine Schwester eingezwängt zwischen ihren Plastik-Alben voller Vinyl-Singles. Die ganze Fahrt über beschallte unser 'Disk-Jockey' die Familie - aber allen gefiel die Musik der Pilzköpfe. Meine Mutter fand die Jungs nett und gepflegt - ganz anders als die rüpeligen 'Rolling Stones'. Auch an den Frisuren hatte sie nichts auszusetzen - als Französin war sie eben nicht durch die 'Nazi-Kultur' geprägt worden. Und unser Vater war vor der NS-Zeit schon Filmfan gewesen, hatte damals Sergei Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" gesehen und war immer noch begeistert davon.


Jedes mal, wenn ich heute einen Beatles-Song aus den 60ies höre, kommen in mir Bilder und Erinnerungen hoch - 
 
Danke Beatles und Danke Bayerischer Rundfunk!

Dienstag, 8. April 2014

Verdun - eine Familiengeschichte







Clotaire Pierre Ernest Aubry

geboren 1896 im Dorf Avocourt in Nordfrankreich – gestorben 1928 in Lourdes.

Er war mein französischer Großvater. Im August 1918 wurde Clotaire durch einen deutschen Gasangriff bei Soissons verwundet. Zehn Jahre später verstarb er an den Folgen.

Flore als Junge Frau
Meine französische Großmutter Flore, von uns Kindern "Gramy" genannt - vom verballhornten französischen  'grand-mère' - lebte im Dorf St.Benin, nur wenige Kilometer entfernt lag die Kleinstadt Le Cateau. Von hier aus war es nur einen Katzensprung bis zur belgischen Grenze südlich von Mons. Flore wurde am 7. Februar 1900 in St.Benin geboren, verbrachte hier fast das ganze Leben und wurde, nach ihrem Tod 1988, auf dem Dorffriedhof im Familiengrab beerdigt.


St. Benin liegt am Hang eines Tales, durch das sich der kleine Fluss Selle windet. Beherrschendes Bauwerk ist ein großes Eisenbahnviadukt. Vom Haus meiner Großmutter aus konnte ich auf dem einige Kilometer entfernt gelegenen Hügelkamm auf der anderen Seite des Tales einen weißen Obelisk erkennen. Er gehörte zu einem britischen Soldatenfriedhof, überall in der Gegend gibt es diese sehr gepflegten britischen Friedhöfe. Um Le Cateau hatte es Ende August 1914 und erneut im Herbst 1918 schwere Kämpfe mit deutschen Truppen gegeben. Auf dem Dorffriedhof von St.Benin wurden mehrere Australische Soldaten beerdigt, die bei den Gefechten 1918 ums Leben gekommen waren.



So sah das Haus vor ein paar Jahren aus
In den 1960er Jahren besuchten wir regelmäßig meine Großmutter in ihrem Häuschen in der Rue Faidherbe 13. Die Straße wurde nach dem französischen General Faidherbe benannt, der im Krieg 1870/71 gegen die Deutschen in der Region eine Armee befehligt hatte (siehe Wikipedia Eintrag). Das Haus wurde wahrscheinlich in den 1860er und 1870er Jahren für die Arbeiter der nahegelegenen Fabriken gebaut. Es war spartanisch eingerichtet, ohne Bad und mit Plumpsklo - aber hatte fließendes Wasser. Das einstöckige Haus hatte nur zwei Räume, dazu eine Küche und einen kleinen Vorratsraum. Besonders "ungemütlich" fanden wir Kinder das Plumpsklo, das sich gegenüber neben dem Kaninchenstall befand. Die Fahrt von Hamburg nach St.Benin dauerte in den 1960er Jahren ziemlich lange, es gab keine Autobahn in der Nähe und man musste noch die Grenzkontrollen bei Aachen passieren, dann ging es auf Landstrassen weiter über Lüttich und Mons. Meist kamen wir erst spät in der Nacht in St. Benin an. Aber kaum waren wir morgens Aufgewacht, kletterten meine Schwester und ich über eine Steile Holztreppe auf den Dachboden und begannen unsere "Schatzsuche". Im Dämmerlicht der kleinen Dachfenster stöberten wir in staubigen Kartons und anderem Gerümpel. Unsere Mutter stöhnte regelmäßig: "Macht Euch da Oben nicht Schmutzig!"


Eines Tages fanden wir dort einen alten französischen Stahlhelm, eine Meldertasche aus Leder und eine Erkennungsmarke der französischen Armee. Mit unserer "Beute" stiegen wir schnell die steile Treppe herunter und zeigten sie unserer Großmutter. Die sonst sehr lebhafte und fröhliche Flore verstummte und begann zu weinen. Wir waren verwirrt und fragten unsere Eltern, was wir falsch gemacht hätten. Als sich Gramy etwas beruhigt hatte, begann sie über ihre Jugend im Ersten Weltkrieg und über ihren Ehemann Clotaire - meinen Großvater - zu erzählen. Hier hörte ich zum ersten Mal auch den Namen der Stadt "Verdun".

Clotaire Pierre Ernest Aubry wurde am 26. Mai 1896 im Dorf Avocourt geboren. Um die Jahrhundertwende hatte der Ort, gut 20 Kilometer westlich von Verdun gelegen, etwa 650 Einwohner - heute leben hier noch 150 Menschen. Avocourt gehörte zum Département Meuse (Maas) und befand sich während des Ersten Weltkriegs kurz hinter der französischen. Im Jahr 1911 war Clotaires Familie in das südöstlich von Verdun gelegene Dorf Haudainville gezogen, dort wurde der 20-Jährige Anfang 1916 gemustert und eingezogen. Dabei wurde ihm eine Erkennungsmarke aus Blech ausgehändigt. Die Soldaten trugen sie an einem Kettchen am Handgelenk, so konnten sie bei Tod oder Verwundung identifiziert werden. Auf der einen Seite standen sein Name: Clotaire Aubry und die Jahreszahl 1916. Auf der Rückseite VERDUN und seine Matrikelnummer - 658.

Clotaire kam als einfacher Soldat zum 62. Feldartillerieregiment der 42.Infanteriedivision. Sein Regiment wurde 1916 in der Schlacht um Verdun und später dann auch an der Somme eingesetzt. Clotaire wurde einem Offizier als Bursche zugeteilt und dieser bot meinem Großvater nach Ende des Krieges einen Job in seiner Firma an. Im gehörte eine Mühle, die an dem kleinen Fluss bei St.Benin lag. Clotaire zog also Anfang August 1920 dort hin und traf auf die 18-jährige Flore. Beide lernten sich kennen und heirateten bald. Im Jahr 1923 kam ihre Tochter, Fernande - meine Mutter - dort auf die Welt. Clotaire wechselte später die Beschäftigung und wurde Postbote. Er musste seine Tätigkeit aber bald aufgeben, da die alte Gasverletzung erneut aufgebrochen war - seine Lunge war zerstört. Die letzten Tage seines Lebens verbrachte Clotaire in einem Sanatorium bei Lourdes. Dort starb er am 1.September 1928 - mit gerade einmal 32 Jahren. 


Nachdem uns Gramy über ihren Mann und ihre Jugend im Ersten Weltkrieg erzählt hatte, kam mein Vater auf die Idee, gemeinsam nach Verdun zu fahren. Damals waren die französischen Illustrierten voll mit großen Berichten über den "Grande Guerre", da sich der Kriegsausbruch zum fünfzigsten Mal jährte. In Deutschland zeigte damals das Erste Fernsehprogramm der ARD eine mehrteilige britische Dokumentarserie der BBC über den Krieg. Im Jahr 1964 konnten sich in St.Benin noch viele der älteren Bewohner an die Schrecken erinnern, die im August 1914 über die Region um Le Cateau hereingebrochen waren.

Flore hatte Ende August den Einmarsch der Deutschen und die Kämpfe um Le Cateau hautnah miterlebt. Das damals 14-jährige Mädchen saß am 26. August, während über ihnen die Schlacht zwischen Briten und Deutschen tobte, mit ihrer Mutter verängstigt im Keller des Hauses. Der "Grande Guerre" - wie die Franzosen den 1.Weltkrieg nennen - war für Gramy das prägende Erlebnis ihres Lebens.

Im Frühjahr 1964 - es kann um Ostern herum gewesen sein, stiegen wir alle gemeinsam in St.Benin in den VW-Käfer meines Vaters und fuhren die 250 Kilometer nach Verdun. Damals gab es noch keine Autobahn und so war die Fahrt über die Route Nationale Richtung Südosten anstrengend, das Wetter war schlecht, regnerisch und neblig kalt.

Mein erster Eindruck von der Stadt Verdun? Ich fand es unheimlich dort. Wir fuhren ins Stadtzentrum und parkten in der Haupteinkaufsstraße, der Rue Mazel. Dann suchten wir ein Restaurant, um dort Mittag zu essen. Im Schaufenster eines Geschäftes sah ich eine große Granate. Als ich meine Mutter darauf ansprach meinte sie, diese sei aus Zucker - ein ziemlich geschmackloses Souvenir - das in Verdun bis heute in Geschäften angeboten wird. (https://dragees-braquier.fr/en/200-chocolate-shells) Die Stadt wirkte im Frühjahr 1964 auf mich grau, feucht und neblig. Wir gingen in das Restaurant eines großen Hotels. Auf der anderen Straßenseite erhob sich ein düsteres Monument.

Erbaut im Jahr 1929, führte eine Steile Treppe über 73 Stufen hinauf zu einem Obelisk. Darauf stand eine Figur in Ritterrüstung und stützte sich auf ein großes Schwert. Sie verkörpert den Sieg über die Deutschen, die Verdun im Ersten Weltkrieg nicht erobern konnten. Wir saßen in dem großen, von Kronleuchtern erleuchteten Speisesaal des Hotels, durch die Fenster konnte man dabei das Denkmal sehen. Mein Vater versuchte die gedrückte Stimmung durch Scherze aufzuheitern. Aber Gramy schien entrückt - in Gedanken weit entfernt - in einer anderen Zeit.



Nach dem Essen fuhren wir auf die Anhöhen nördlich von Verdun. Ich erinnere mich noch, wie von der großen Straße nach einigen Kilometern ein Schild "Champ de bataille" auftauchte. Über kleine Landstraßen fuhren wir im Nebel, durch ein Wald- und Buschgelände zum "Fort de Vaux". Diese Festung wurde in den 1880er dort errichtet und war Teil eines Befestigungssystems um die Stadt. Erst nach fast drei Monate andauernden Kämpfen hatten deutsche Truppen im Juni 1916 die im Fort eingeschlossenen Franzosen zur Kapitulation zwingen können.

Wir erreichten mit unserem Wagen einen Schotterplatz an dessen Ende ein lang gestrecktes Steingebilde, wie ein schlafendes Ungeheuer, aus dem Nebel auftauchte. Zuerst erkannte ich nicht, was es war. Dieser vernarbte Steinhaufen war das, was nach dem monatelange Artilleriefeuer vom Fort noch übrig geblieben war. An einer Stelle befand sich eine kleiner Eingang, über
Eingang Fort Vaux 1964
Vaux 1916, Bundesarchiv BIld 146-1980-132-13
dem ein Schild hing. Hier trafen wir einen alten Mann, der uns durch die Festungsanlage führte. Er war Veteran des Weltkrieges und hatte hier gekämpft. Wir waren die einzigen Besucher. Der Alte führte uns, mit einer Gaslampe in der Hand, durch die dunklen Gänge des Forts. Dabei erzählte er, wie den Verteidigern das Wasser knapp geworden und die Franzosen gezwungen waren, Kondenswasser von den Wänden zu lecken oder sogar den eigenen Urin zu trinken. In den Kasematten verteidigten sich die Franzosen, während die Deutschen versuchten, in das Fort einzudringen. Man beschoss sich in den Gängen der Festung mit Maschinengewehren und bewarf sich mit Handgranaten. Die Deutschen versuchten dann die Franzosen zur Kapitulation zu zwingen, in dem sie Gas in das Fort leiteten. Überall konnten wir an den Wänden die Spuren der Kampfhandlungen - Einschüsse und Sprengstücke - sehen. Mir war unheimlich zu Mute. Es war kalt, dunkel, roch modrig und die Stimme des alten Mannes hallte von den Wänden zurück, während mein Vater uns Kindern leise seine Erzählung übersetzte. Wir alle von waren erleichtert, als wir diese Gruft verlassen konnten. Aber für den alten Mann war dieser Ort wohl ein Stück 'Heimat' - hier hatte er seine Jugend und seine Kameraden verloren.

Wir fuhren weiter zum gut 2500 Meter entfernten "Fort Douaumont". Da es bekannter und größer als Vaux war, liefen hier einige Touristen im Nebel herum. In einem Gewölbe der Festung hatte man Kriegsschrott ausgestellt, der hier in den vergangenen Jahrzehnte gefunden worden war. Auf den ersten Blick wirkte Fort Douaumont so, wie das Fort Vaux. Auch hier hatte das Granatfeuer den einst glatten Verputz der Festung zu einer, wie ein Schwamm aussehenden Steinmasse zertrümmert. Das Artilleriefeuer hatte die Gräben um das Fort zugeschüttet und das Erdgeschoss befand sich jetzt unter der Erde. Douaumont wirkte wie ein stillgelegter, von Stacheldraht umzäunter Steinbruch. Wir kletterten über eine Leiter auf das Dach der Festung und konnten so in die nähere Umgebung blicken. Es bot sich ein unheimliches Panorama. Überall wuchsen krüppelige Büsche aber der Boden sah aus, wie ein erstarrtes Meer.
Das Schlachtfeld um Fort Douaumont 1964
Das Trommelfeuer hatte Granattrichter neben Granattrichter in die Erde geschlagen. In den Jahrzehnten war zwar buchstäblich Gras darüber gewachsen, aber die Spuren der Zerstörungen waren noch deutlich sichtbar. Überall warnten Schilder vor dem Betreten des Geländes, es lagen noch Unmengen an Granatsplittern und gefährlichen Blindgängern in der Erde. Über allem herrschte eine kalte und unheimliche Ruhe. Nebelschwaden zogen vorbei und gaben manchmal einen Blick auf die weitere Landschaft frei. Es war totenstill, kein Vogel war zu hören - nur der Wind. Man konnte sich weder den apokalyptischen Lärm noch den permanenten Gestank nach Tod oder die dauernde Erschütterungen des Trommelfeuers vorstellen.

Im zernarbten Beton des Forts entdeckte ich eine Stelle die aussah, als habe jemand mit einem gigantischen Hammer auf das Gewölbe eingeschlagen. Im Mai1916 hatten die Franzosen mit schwerer Artillerie versucht, das Fort sturmreif zu schießen, um es zurück zu erobern. Dabei
1964 Hunderte Deutsche liegen hier begraben
durchschlug ein Geschoss die Betondecke
und tötete auf einen Schlag mehrere hundert Deutsche. Sie wurden nie geborgen und so ist das Fort - bis heute auch ein Grabmal. Im Inneren zog man an dieser Stelle eine Mauer, hinter der die Leichen bis heute liegen.



Wir kamen auf dem Rückweg nach Verdun an einer ziemlich makaberen Gedenkstätte vorbei, dem "Graben der Bajonette". Unter einem Betondach, das als Mahnmal diente, lag ein französischer Schützengraben. Nach den Kämpfen war er völlig eingeebnet gefunden worden, nur ein paar Gewehrläufe mit französischen Dreikant-Bajonetten hätten aus dem Boden geragt - so die Legende. Demnach wurden hier am 11. Juni 1916 französische Infanteristen durch Artilleriefeuer lebendig begraben. Die aus der Erde ragenden Spitzen der Gewehre mit ihren Bajonetten hatten an der Brustwehr gelehnt und markierten so den Graben. Nach dem Krieg wurde er dann entdeckt und zum Mahnmal gestaltet - so war im Reiseführer aus dem Jahr 1958 zu lesen.
An den Seiten des Betondeckels konnte man 1964 auf den verschütteten Graben blicken. Ich sah noch die verrosteten Gewehrläufen und mehrere weiße Kreuze, auf denen stand: "Soldat Francais Inconnue" - Unbekannter französischer Soldat.

Jahre später las ich die wahre Geschichte. Während der Kämpfe im Frühjahr 1916 hatten Deutsche Soldaten sieben Leichen gefallener Franzosen in den Graben geworfen und ihn zugeschüttet. Mit den Gewehren markierten sie die Stelle - damals ein übliches Verfahren. Später hätte man so das Grab und die Toten finden und beerdigen können - aber sie gerieten in Vergessenheit. Ein reicher Amerikaner stiftete nach der Entdeckung im Jahr 1920 das Geld für den steinernen 'Sargdeckel'. Bei unserem Besuch im Jahr 1964 mussten die verrosteten Gewehrläufe durch Stacheldraht vor Souvenier-Jägern geschützt werden.

Einige Kilometer weiter, erreichten wir einen großen Soldatenfriedhof, auf dem in Reih und Glied 15 000 weiße Kreuze die Gräber Gefallener Franzosen markieren - sie hatte man identifizieren können.
15 000 Gräber am Douaumont 1964
Dahinter tauchte im Nebel ein lang gestrecktes, düsteres Gebäude auf. Es sah aus, wie eines derForts, nur in der Mitte ragte ein Turm in den Himmel. Wir waren am Gebeinhaus Douaumont angekommen. Ich bemerkte Nischen mit großen Fenstern an den Seiten. Viele Besucher standen davor und blickten in das Innere. Neugierig ging ich hin und erstarrte. Hinter dem Glas waren Kammern mit unzähligen Knochen und Schädeln. Man hatte unbekannte Tote, getrennt nach den Fundorten, hier zur letzten Ruhe gelegt.
Ich hatte genug, und wollte nur noch weg - es ging uns allen so. Übrigens habe ich auch bei späteren Besuchen nie wieder einen Blick dort hinein hinein werfen können.

Auf der Rückfahrt in das Tal der Maas und nach Verdun sah ich in einem Waldstück unvermittelt ein französisches Ortsschild: „Fleury“. Nirgendwo standen Häuser oder waren Menschen zu sehen. Nach wenigen hundert Metern tauchte erneut ein Schild auf, es markierte das Ortsende. Hier hatte einst das Dorf Fleury gestanden. Es hatte im Sommer 1916 so oft den 'Besitzer' gewechselt, das kein Stein mehr auf dem anderen geblieben war. Nach dem Krieg lohnte sich der Wiederaufbau nicht - aber zum Gedenken an das versunkene Dorf waren die Ortsschilder wieder  aufgestellt worden.

Die Rückfahrt zu meiner Großmutter verlief sehr schweigsam und Gramy brauchte einige Zeit, um sich zu erholen. Ihr waren die Erinnerungen an ihre Erlebnisse als junges Mädchen, an das Siechtum und den Tod ihres Mannes, wieder hochgekommen. Jahre später fragte ich mich, ob es gut gewesen war, sie damit zu konfrontieren. Andererseits hat sie immer wieder Geschichten aus dieser Zeit erzählt - ob schön oder traurig - es war ihre Jugend gewesen.
1914, Nordfrankreich unter Deutscher Besatzung, Bundesarchiv, Bild 183-S32542
Sie hatte zuerst unter Deutscher Besatzung gelebt. Sie unterlagen dabei immer strengen Kontrollen der Militärs und durfte das Dorf nur mit einem Passierschein verlassen. Das nebenstehende Foto zeigt, wie ein Deutscher Soldat Dorfbewohner kontrolliert. Später wurde Flore via Schweiz in das unbesetzte Frankreich abgeschoben worden. Das deutsche Militär wollte damit 'nutzlose Esser', also Frauen, Kinder und Alte, loswerden. Sie mussten dabei ihren gesamten Hausstand zurücklassen. Erst nach Kriegsende kehrte Flore wieder nach St.Benin zurück - um dann im Zweiten Weltkrieg 1940 zum zweiten Mal 'deutschen Besuch' zu bekommen.



Gramys Ausweis für Kriegswitwen

Le Cateau und weite Teile Nordfrankreichs waren bei Kriegsende eine Trümmerlandschaft. In der sogenannten "Roten Zone" dem 500 Kilometer langen Kampfgebiet zwischen Nordsee und Schweizer Grenze waren 350 000 Gebäude zerstört, etwa 2,5 Millionen Hektar Land waren durch Granatsplitter, Gas und Sprengstoff für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbar. Frankreich betrauerte über 1,38 Millionen Tote und musste Eine Million Invalide Veteranen versorgen. Für die Generation meiner Großmutter gab es kaum noch Männer im heiratsfähigen Alter, so viele der 20- bis 30-Jährigen waren gefallen.

Seit meinem ersten Besuch als Zehnjähriger übte Verdun auf mich eine düstere Faszination aus. Anfang 1973 überredete ich Freunde - wir waren damals knapp Zwanzig - von Hamburg aus zu einen Wochenend-Trip nach Verdun. Zu Beginn war es eine lustige "Herrenpartie", in einem betagten VW-Bus, samt Gaskocher und Bierkiste. Während des Besuchs
Zuerst war lustige Stimmung
wurden wir zunehmend schweigsamer und nachdenklicher.
Dazu trug auch der geschmacklose Touristenrummel bei, der sich hier breit gemacht hatte. Im Museum auf dem Schlachtfeld gab es Souveniers, Postkarten voll hohlem Pathos und vermeintlichem Heldentum. Aber eigentlich ging es nur darum, Touristen ihr Geld aus den Taschen zu ziehen. Neben tausenden weißer Grabkreuze ein Rummelplatz für Geschäftemacher. Die Veteranen in den Forts waren größtenteils vom professionellen Tourismus verdrängt - viele mittlerweile wohl auch verstorben. "Baguette und Bajonette" so lautet anscheinend jetzt die Devise - Wir fanden es schlicht zum Kotzen...


Schild am Fort Douaumont: "Danger-Gefahr!"
Damals sprachen wir viel darüber, ob man den Wehrdienst leisten - oder Verweigern sollte. Auf jeden von uns kam diese Entscheidung zu. Auf den "Bund" hatten keiner 'Bock' aber das zynische Prüfverfahren, um als Kriegsdienstverweigerer anerkannt zu werden und sich dann noch als  "Drückeberger" beschimpfen zu lassen - war auch nicht attraktiv. Das später keiner von uns zum 'Bund' ging, hatte wohl auch mit dem Besuch in Verdun zu tun....

Die Posts und Fotos in diesem Blog dürfen nur mit Genehmigung des Autors 
verwendet werden.  

Zur Schlacht um Verdun und seine Mythen http://medienfresser.blogspot.de/2016/02/100-jahre-verdun-schlacht-der-mythen.html

Erinnerung an Karl-Heinz Ressing



7. April 2013: Heute wäre mein Vater 100 Jahre alt geworden....


 Karl-Heinrich Gerhard Ressing
7.4.1913-10.7.1994


Montag der 7. April 1913 - der Tag im Nordwesten des Deutschen Reiches ist kalt und trocken - das Thermometer zeigt gerade 10 Grad.

Heinz mit 4 Jahren - Ölbild 1917


In der westfälischen Kleinstadt Gronau - direkt an der niederländischen Grenze - nur wenige Kilometer von Enschede entfernt, wird Karl-Heinrich Ressing in der nahe dem Ortszentrum gelegenen Schiefestraße geboren (www.1001-stadtplan.de/Stadtplan/Gronau/str/Schiefestrasse.map.)

Gronau hatte damals etwa 10 000 Einwohner. Der Ort, erstmals 1365 urkundlich erwähnt, bekam 1898 das Stadtrecht. Wichtigster Wirtschaftszweig waren die Spinnereifabriken Gerrit van Delden - die seinerzeit größten auf dem europäischen Festland. Außerdem hatte sich Gronau zum Eisenbahnknotenpunkt entwickelt



Karl-Heinz, wie er von allen genannt wurde, lebte in fünf verschiedenen Deutschland: 
  1. Kaiserreich bis 1918
  2. Weimarer Republik bis 1933
  3. Drittes Reich bis 1945
  4. Bundesrepublik bis 1989
  5. Bundesrepublik nach der Wiedervereinigung. 
Die Mutter, Frieda Ressing - geborene Terp aus Erfurt, war 31 Jahre alt, als sie ihren Sohn bekam. Für damalige Verhältnisse ziemlich spät. Sie hatte den Beruf der Putzmacherin erlernt - heute würde man das Modistin nennen. Sie entwarf und stellte also Damenhüte her.
Der Vater, Heinrich Ressing war vier Jahre jünger als seine Frau und wurde im Kreis Solingen geboren. er hatte, aus einer Bauernfamilie stammend, eine für damalige Verhältnisse erstaunliche Karriere gemacht und war 1910 Sparkassendirektor in Gronau.

Das Leben meines Vaters war auch ein Spiegelbild seiner Epoche bzw. des Epochenwandels, dem Deutschland in den letzten 100 Jahren unterworfen wurde.

Links aktiver Student in Hamburg und Frankfurt Ende der 1920er Jahre, scheitert der Zwanzigjährige 1933 beim Versuch, aus Deutschland nach Frankreich zu emigrieren - ihm fehlt Geld und sein Visum war abgelaufen.
Mit dem Fahrrad fuhr er nach Hamburg und konnte hier durch familiäre Beziehungen als Lokaljournalist anfangen. Den Nazis galt er als politisch Unzuverlässig, so durfte er nur Lokales oder über Sport und Kultur berichten - was nach 45 sein Glück war.
Während des Krieges produzierte er in einer Wehrmachts-Propagandakompanie im nordfranzösischen Lille Zeitungen. Dabei lernte er 1942 durch einen Zufall die 19-Jährige Fernande Aubry kennen - meine spätere Mutter. Diese Verbindung brachte ihm Probleme mit seinen Vorgesetzten ein, da dies bei einem Soldaten in seiner Position unerwünscht war. Glück für Fernande war wohl, dass er während seiner Tätigkeit Zivilkleidung tragen durfte, außerdem sprach er gut Französisch. Darüber hinaus wusste er, das Mitarbeiter Kontakte zur französischen Resistance hatten - was er für sich behielt.
Jedenfalls blieb es nach dem Krieg meiner Mutter erspart, wie es vielen geschah, die mit Deutschen liiert waren, mit kahl geschorenem Kopf durch den Ort getrieben zu werden.
Auf abenteuerlichen Wegen zurück in Hamburg hat sich mein Vater dann im Mai 1945 selbst aus der Wehrmacht entlassen. Im Februar 1947 klopfte ein britischer Soldat an seine Wohnungstür und übergab ihm einen Brief. Er wurde zu einem Gespräch mit einem britischen Offizier bestellt, um auszuloten, ob er geeignet war, an einer deutschsprachigen Besatzungszeitung mitzuarbeiten.
Auf ziemlich abenteuerlichen Wegen gelang es Fernande die französische Grenze zu überqueren und durch drei Besatzungszonen nach Hamburg zu gelangen. Dabei scheiterte ein erster Versuch im Jahr 46, zwei Jahre später gelang es aber. Beide heirateten in Hamburg am 4.9.1948 - im Mai 1949 kam dann meine Schwester Florence zur Welt
Als die französischen Behörden von ihrem illegalen Aufenthalt in Hamburg erfuhren, verlangten sie von der britischen Kommandantur ihre Ausweisung. Angesichts der damals fortgeschrittenen Schwangerschaft, lehnte der britische Stadtkommandant dies glücklicherweise ab.


Heinz und Fernande vor dem Standesamt.



 Was geschah noch am 7. April 1913?


  • Der Deutsche Reichstag beschließt die sogenannte Heeresvorlage - damit sollte die Kaiserliche Wehrmacht verstärkt werden. 
  • Der zweite Balkankrieg verwüstet die Region im Südosten Europas
 Was sich sonst 1913 ereignete


  • Karl ist der beliebteste Name für einen Jungen im Kaiserreich
  • Der FC Gronau und der TV Gronau vereinen ihre Fußballabteilungen
  • In Australien beginnt der Bau der Hauptstadt Canberra
  • In den USA werden Sufragetten bei einer Demonstration um das Frauenwahlrecht angegriffen
  • Woodrow Wilson wird US-Präsident
  • Der immer noch größte Bahnhof der Welt, "Grand Central" in New York eröffnet den Betrieb
  • Österreich-Ungarn erschüttert die Spionageaffaire um Oberst Redl, der Selbstmord begeht
  • Mahatma Gandhi protestiert in Südafrika gegen Rassendiskriminierung.
  • Ein Pilot der russischen Luftwaffe dreht den ersten Looping.  
  • die ALDI-Handelsgruppe wird in Essen gegründet
  • Die kaiserliche "Vaterland" läuft vom Stapel - das damals größte Passagierschiff der Welt
  • Harry Bearley erfindet den rostfreien Stahl
  • Sigmund Freud veröffentlicht sein Buch über das Inzestverbot: "Totem und Tabu".
  • in Kopenhagen wird die Statue der "Kleinen Meerjungfrau" enthüllt.
  • In Leipzig wird das Völkerschlachtsdenkmal eingeweiht
  • Strawinski führt erstmals "Le sacre du printemps" auf.
  • In Wien wird "Pygmalion" uraufgeführt
  • Das erste Kreuzworträtsel erscheint in der US-Zeitung "New York World." 
Geboren wurden:
  • Peter von Zahn, Journalist
  • Werner Höfer, Journalist 
  • Stefan Heym, Journalist und Schriftsteller       




Vier Jahre nach dem Tod meines Vaters habe ich versucht, diese Deutsch-Französische Geschichte meiner Familie aufzuschreiben. Jetzt werde ich sie überarbeiten und unregelmäßig Kapitel in meinem Blog veröffentlichen.

 

https://1913familienalbum.blogspot.com/2023/03/erinnerung-fernande-henriette-aubry.html