Montag, 14. August 2017

Berlin: 13. August 1961



Anfang August 1961 war ich sieben Jahre alt, ich ging in die zweite Klasse, mein Vater war Herausgeber und Chefredakteur des Mediendienstes fff-press in Hamburg.
...was blieb - das Firmenschild...
In diesem Sommer sollte erstmals nach dem Krieg die Internationale Funkausstellung IFA wieder in Berlin auf dem Messegelände unter dem Funkturm stattfinden - zwischen dem 25. August und dem 8. September 1961. Wenige Tage vor Messebeginn, am 13. August 1961, hatte die DDR mit dem Bau der Mauer begonnen, der hermetischen Abriegelung der Grenze zu West-Berlin, um die Flucht in den Westen zu verhindern. Die Situation war sehr angespannt und mein Vater beschloss, nicht über die DDR-Transitstrecke mit dem Auto nach Berlin zu fahren - dies erschien ihm zu gefährlich. 


Es waren Sommerferien in Hamburg und mein Vater nahm, so oft es ging, die ganze Familie mit auf seine Reisen. Wir flogen also gemeinsam zur Funkausstellung von Hamburg nach Berlin. Ich erinnere mich nur undeutlich daran, wie wir am Flughafen in Fuhlsbüttel - dem ältesten Deutschlands (1911) - das große Flugzeug bestiegen. Ich habe nur noch den Hinweis meines Vaters im Ohr: "Wir fliegen mit einer Superconstellation!" Dabei handelte es sich um eine viermotorige Propellermaschine der US-Firma Lockheed - erinnern kann ich mich nur noch an die Stewardess in ihrer flotten Uniform. Die drei Luftkorridore von der Bundesrepublik nach West-Berlin durften damals nur von Airlines der westlichen Siegermächte angeflogen werden, der Lufthansa war dies untersagt

Luftbrückendenkmal 1961
In Berlin landeten wir auf dem Flughafen Tempelhof, ich erinnere mich noch gut an den imposanten Bau mit seinem großen Halbkreis gegenüber den Stellplätzen der Flugzeuge. Jedesmal, wenn im Fernsehen Billy Wilders Komödie "Eins Zwei Drei" läuft, freue ich mich auf die Bilder vom Flughafen Tempelhof. Wir wohnten damals in einer der Pensionen beim Kurfürstendamm, die nach dem Krieg in einer der riesigen Altbauwohnungen entstanden waren. 


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Von der Pension fuhren wir dann jeden Tag mit meinem Vater zum Messegelände, wo er die IFA-Termine wahrnahm. Derweilen musste sich meine Mutter um meine Schwester und mich kümmern. Ich erinnere mich nur daran, dass es damals sehr heiß war und das ich mir auf dem Messegelände gehörig den Magen verdarb und in die Rabatten kotzte.....

Während unseres Aufenthaltes wollte mein Vater auch die Sperranlagen an der Grenze zu Ost-Berlin sehen. Er hatte sich damals eine moderne Agfa-Kleinbildkamera mit eingebautem Belichtungsmesser gekauft und benutzte bereits Farbfilme. So entstanden die Fotos von der  Bernauer Straße, am Brandenburger Tor und am sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten. Letzteres lag zwar in West-Berlin, war aber exterritorial und gehörte zur Sowjetischen Zone. Deshalb hatte man sie nach dem 13. August mit Stacheldraht abgegrenzt und davor patroullierten Soldaten. Das genaue Entstehungsdatum der Fotos kenne ich nicht, da nicht mehr geklärt werden kann, ob wir bereits vor IFA-Beginn nach Berlin geflogen sind. Auf jeden Fall entstanden die Bilder im August 1961 kurz nach dem Mauerbau. 






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